Weißmies (4017m) und Fletschhorn
11. bis 15.08.2017

„Auf einem richtigen Berg braucht man ein Seil und einen Pickel. Außerdem sollte er schön steil und mit Schnee bedeckt sein.“
So hab ich mir das Bergsteigen als Kind immer vorgestellt. Es war natürlich klar, dass die ersten Wanderungen mit so einem Bild im Kopf eher eine Entäuschung waren. Es brauchte fast 15 Jahre bis die Berge der Schweiz und Frankreichs meine kindliche Visionen Wirklichkeit werden ließen. Seither mache ich mich immer wieder aufs Neue auf den Weg, um das scheinbar sinnlose Spiel der Bergsteigerei weiter zu spielen.
So war es für mich wichtig für die Alpenvereinshochtour keinen einfachen „Gletscherhatscher“ zu wählen, sondern doch einen „richtigen“ Berg in der Schweiz anzusteuern. Natürlich war mir bewusst, dass die ambitionierten 4000er der Schweiz keinesfalls Ziele sind, die man ohne großes Risiko als Gruppe besteigen sollte. Zwei oder maximal drei Leute sollten nach eigener Erfahrung an einem ausgesetzten Grat an einem Seil gehen. Wie sollte das also als Gruppe funktionieren??
Als ich im April schon mehr als 10 Anmeldungen für die Tour hatte, kam ich schon richtig ins Grübeln. Ich forderte Eigenverantwortung, Eigenkönnen und passte das Tourenziel auf die Gruppengröße an. Mir war natürlich auch klar, dass nicht jeder, der zuerst Motivation für ein solches Vorhaben zeigt, dann auch wirklich dabei ist. Es braucht schon eine große Portion an Idealismus um eines der raren Sommerwochenenden zu opfern, fast 1500 km mit dem Auto herumzugondeln um womöglich mit Kopfweh, Übelkeit und dem unausweichlichem Sonnenbrand im Gesicht auf einem Gipfel zu stehen.

So wunderte es mich nicht, dass wir schließlich als kompakte Sechser-Gruppe nach Saas Fee aufbrachen. Eine Mischung aus Berg- und Lebenserfahrenen Teilnehmern aus verschiedenen Sektionen. Karina aus Aschach, Stefan aus Bad Goisern, mein guter Freund Julian aus Südtirol und die beiden Grieskirchner Alfons und mein Vater Rudi. Der Wetterbericht war perfekt, die Stimmung herzlich und die lange Autofahrt ließ uns unausweichlich zu einer tollen Gruppe zusammenwachsen.

Bereits der Anstieg zur Almagellerhütte bereitet uns ein eindrucksvolles Panorama. Prominente Hörnlis wie der Dom, das Rimpfischhorn das Täschhorn, und Alalinhorn zeigten sich in weißem Kleid von ihrer schönsten Seite. Die Hütte war gerammelt voll, die Bewirtung aber nett und das Essen ok. Am nächsten Morgen ging es zeitig in Früh mit Stirnlampe in Richtung Weißmies. Es ist jedes Mal eine Freude wenn man das nervöse Materialgerammel auf der Hütte hinter sich lässt und im Mondschein in die stille der Berge zurückkehrt. Fast andächtig,1 schweigend schreiten die Bergsteiger bergauf und bilden eine Lichterkette in der Dunkelheit. Nur das Knirschen im hart gefroren Schnee ist zu hören. Als wir am Pass unser Material aus dem Rucksack holen bekommt der Himmel langsam Farben und alle spüren dass dies ein besonderer Morgen ist. Motiviert geht es im Morgenrot über Schneefelder weiter und spätestens jetzt legt sich die anfängliche Skepsis gegenüber dem in den letzten Tagen gefallenen Schnees.


Auf dem Grat bildeten wir zwei Seilschaften. Unsere Sicherungstechnik am laufenden Seil mit mehreren Zwischensicherungen ist unkonventionell, aber schnell und vor allem sicher. Nur andere Seilschaften und ein Höhenanpassungsproblem ließen unsere Seilschaften schließlich zum Stehen kommen. Frühstück raus, Aspirin und viel Wasser rein und weiter gehts.

Weissmies 4017m Die Freude am Gipfel war Groß und das Panorama genial.

Der Abstieg zeigte sich steil, spaltenreich und somit spannend. Die Weißmieshütte erreichten wir schon am frühen Nachmittag und hatten so viel Zeit zum Entspannen. Das optisch eher unattraktive Tourenziel Laginhorn wurde am Abend spontan mit dem gleich nebenan liegenden schneeweißen Fletschhorn getauscht. Nach fast verschlafenem Frühstück waren wir am nächsten Tag die letzten die aus der Hütte stolperten. Der Anstieg führte uns über eine riesige Möräne zu einer mit Schutt und Blöcken bedeckte Gletscherleiche. Weiter aufwärts durch Geröll und losem Gestein erreichten wir endlich kompaktes Gelände mit Schnee und Eis. Zügig und ohne Probleme erreichten wir den Gipfel der uns einen tollen Blick über ein Nebelmeer in der Po – Ebene bereitet.

Nach intensivem Fotoshooting ging es relativ unspektakulär wieder runter auf die Hütte. Besonders lustig war die Abfahrt mit den Monster Trottis von der Liftstation die etwas unterhalb der Hütte lag. Ohne Gepäck und auf zwei Rädern ins Tal rauschen kann man wirklich nicht jeden Tag!!!

Hey super wars!!! Danke an alle die dabei waren und den Trip mitgestaltet haben. Besonders der seiltechnische Support von Julian und die scheinbare grenzenlose Girl – Power von Carina waren für uns als Gruppe sehr wichtig.