Vom großen Glück in Frieden auf Skitour zu gehen.
Zum Zeitpunkt als mich meine Leidenschaft für das Skitouren gehen in friedlicher Weise packte, tobte gerade der 2. Golfkrieg. Ein Krieg wie ein Computerspiel. Sich scheinbar erratisch bewegende Kreuze auf verschwommenem Hintergrund, wie ein Wanderer im Nebel. Hätte sich für uns Zuseher der Nebel gelichtet, man wäre erschrocken weil doch nicht alles so sauber ist.
Damals haben wir uns bei den LVS Übungen immer über die Ungenauigkeit und Rückständigkeit unserer Technik gewundert. War halt damals noch ein kleiner Markt .
Aber egal es war weit weg und wenn uns jetzt das letzte Glied der jahrzehntelangen Barbarei besonders betrifft, dann ist es wohl die geringe Distanz in die Ukraine.

Distanzen gilt es auch zu überwinden, wenn man sich vornimmt einen der Stodertaler Giganten zu besteigen. Spitzmauer und Meisenbergrinne standen auf dem Plan. Beim frühmorgendlichen Talmarsch vom Dietlgut aus hat man ja bald einen guten Blick auf die Tour.
Zügig spurten wir Richtung Meisenberg. Am ersten Felssporn angekommen konnten wir einen ersten Blick auf die erwartete Randkluft werfen, die mitten im ca.45° steilen Teil der Rinne lauert. Sie ist heuer ungewöhnlich breit , und an ein normales Überspringen ist heuer nicht zu denken. Wir umgingen den Berg in südlicher Richtung durch ein, wie im Pyhrn – Priel Führer steht „unberührtes traumhaftes Kar, das man einfach kennenlernen sollte“.

Am Meisenbergsattel angekommen wurde Plan B hervorgekramt. Prächtig stand der Temelberg mit seiner Ostwand-Rinne vor uns. Stille Begeisterung kam auf. Also abfellen und Abfahrt auf das unter uns liegende Plateau. Es folgte anfellen und ein immer steiler werdender Hang brachte uns zum Eingang der eigentlichen Rinne. Doch der Schnee wurde immer tiefer und gebundener, und schweren Herzens fellten wir ganz leise wieder ab und es folgte eine schöne Abfahrt zurück. Wieder folgte ein Aufstieg zum Sattel und eine grandiose Firnabfahrt entlang des Meisenbergs.
Und wer mir jetzt glaubt, dass eine Frühjahrsabfahrt bis ins Tal ein Firntraum sei, ist wahrscheinlich ein Top Frühaufsteher, oder war noch nie auf Skitour.

Aber eine Tour lebt ja auch von seinen Teilnehmern. Neben dem altbewährten topmotivierten hauseigenenTeam konnte ich auch einen Gaststar aufbieten. Und zwar in Form der leistungsstarken und am Berg immer „gut drauf seienden“ Kerstin aus dem schönen Almtal.
Zu guter Letzt trafen wir auch noch Josef Zehetner, den Godgrandfather of Ski Mountaineering und Mitverfasser des Standard Skitourenführers dieser Region, bei dem wir uns wie immer artig für die Erschaffung dieser wunderbaren Bergwelt bedankten.
Auch wenn an diesem Tag nicht alles geglückt ist, so war es ein rundherum geglückter Tag in den Bergen.
Helmut Ecker