7. bis 10. Juli 2024
Das erste Berliner-Hütten-Erlebnis hatte ich vor etwa 10 Jahren, als ich mit Jutta und den Kindern noch vor Saisoneröffnung aufstieg, in der Hoffnung, es möge schon wer da sein. Als wir ankamen, war die Eingangstür verschlossen, wir standen vor dem mächtigen Steinmonument und fanden uns damit ab, nach einer Runde um die Hütte wieder abzusteigen. Auf der Terrasse sahen wir dann Licht in der Küche und wir schöpften Hoffnung. Eine Stunde später saßen wir bei dem besten Kaiserschmarren, den wir je gegessen hatten, in dem prunkvollen, 5m hohen Speisesaal, der sich seit 1911, als die Hütte großzügig erweitert wurde, nicht verändert hat. Wir saugten ehrfürchtig das Ambiente auf, bewunderten die Luster, die von den Decken hingen und die kunstvollen Holzvertäfelungen des Raums. Wir wussten, wir würden in jedem Fall zurückkommen, um mehr Zeit hier oben zu verbringen.
Und heuer, gleich zu Beginn der Ferien war es soweit, als wir, die 12 Wanderer des Grieskirchner Alpenvereins, 4 Tage auf der Berliner Hütte verbringen durften.
Der Wetterbericht, den wir an den Tagen davor verfolgten, hielt, was er versprach und das bedeutete für den ersten Tag, den Aufstieg über 800Hm und 9km – Regen! Um sich und sein Zeug davor zu schützen gab es unterschiedlichste Varianten: Herkömmliche Regenschirme, Regenschirme die man einer Krone gleich auf den Kopf setzt, Ponchos, Rucksackhüllen, wasserdichte Säcke im Rucksack und natürlich Goretex von Socken bis zur Kapuze.
Ganz trocken blieb aber niemand und da es nicht nur uns so erging, war der Trockenraum entsprechend gefüllt. Es dampfte wie im Regenwald. Den Rest des Tages blieben wir in der Hütte, es wurde Wizard und UNO „verschärft“ gespielt. Dies sollten auch DIE Spiele des Ausflugs werden.
Doch zunächst zur Anreise, die wie schon die Jahre zuvor, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgte. In diesem Fall mit Zug und Bus bis zum Talschluss beim Gasthaus Breitlahner. Trotz dreimaligem Umsteigen hielt sich die Anreisezeit mit 4:15h in Grenzen und – wie bei unseren Zugreisen üblich – war es keine Minute langweilig. Die ÖBB war pünktlich, Scotty wies uns den Weg zu den Bahnsteigen und flugs waren wir da. Wir verließen die Komfortzone und begannen den Aufstieg…
Für den 2. Tag war kein Regen mehr angesagt, aber auch keine Sonne, die Gipfel steckten im Nebel und wir wanderten zum Schwarzsee, weiter zum Eissee und zur Melkerscharte, die mit etwas über 2800m, knapp unterhalb der Wolkengrenze blieb. Christoph, unser Mutigster ließ sich ein Bad im Schwarzsee nicht nehmen, der Rest wartete auf die nächsten Tage, die deutlich sonniger und wärmer werden sollten.
Überraschender Weise rissen am späten Nachmittag die Wolken auf und das Eis der Gletscher, die sich im Halbkreis um die Hütte schmiegen, glänzte in der Abendsonne. Der Wetterumschwung ließ uns nochmal ausschwirren, wobei die Aktivitäten von Lesen auf den vom Gletscher glatt geschliffenen Felsplatten in nächster Umgebung bis zu einer, für manche (speziell diejenigen, die meine Frau noch nicht so gut kennen) unerwartet ausgedehnten Wanderung zu den Abbrüchen am Fuße des Waxeggkeesgletschers reichten.
Der nächste Tag wartete mit fetzblauem Himmel und prognostizierten 15h Sonnenschein auf, der Tag um die persönlichen Grenzen auszuloten. Die Besteigung der Berliner Spitze mit 3254m begann mit einem komfortablen Wanderweg gefolgt von einer verblockten, mit Schneefeldern durchzogenen Querung, 300Hm über den mäßig steilen Gletscher und schließlich Kletterei im 2. Grad zum Gipfel. Auch wenn der Übergang von Schneefeld zu Gletscher nicht zu erkennen war – auf 2800m war Anfang Juli, man glaubt es kaum, so viel Schnee wie selten zuvor – war es ein Erlebnis, am Seil stapfend, den Gletscher zu überwinden. Doris, Christoph und ich kletterten abschließend die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel.
Am Abend des 3. Tages waren wir ein eingespieltes Team, der Schmäh lief und die UNO-Verschärft Runden wurden immer flotter. Und dann war es auch schon wieder soweit: das letzte Abendessen, das letzte Mal das Salatbuffet stürmen, das letzte Mal auf die leckere Nachspeise warten.
Der Abstieg am Mittwoch begann mit einer Schleife über den Gletscherweg, der veranschaulichte, wie mächtig die Gletscher einst waren und welche Moränen sie zogen. Die Umgebung war im Vergleich zum Aufstieg im Regen nicht wieder zu erkennen. Die Wasserfälle, die sich am Sonntag direkt aus den Wolken zu ergießen schienen, erstrahlten jetzt im Sonnenlicht.
Die Heimfahrt mit Bus, Zillertalbahn und insgesamt 4 Mal Umsteigen klappte auch diesmal wie am Schnürchen, ab Jenbach mit dem Railjet zog es den einen oder die andere in den Speisewagen – wegen des Speisewagenflairs, wie es hieß. Frisch und munter kamen wir am späten Nachmittag in Wels an. Die Ausfahrt zeigte wieder einmal, wie gut man mit Öffis in die Berge reisen kann, auch wenn es etwas länger dauert.
Die Berliner Hütte hielt was sie versprach. Die großzügigen Räumlichkeiten und das relaxte, junge Hüttenteam ließen zu keiner Zeit Hektik aufkommen. Wir kommen ganz bestimmt zurück, liebe Leute!
Teilnehmer:
Doris und Klaus Mader, Doris Schoisswohl, Jutta Laimer, Gisela Povacz, Anna Aigner, Renate Straßer, Manuela Ortner, Christian Hohensinner, Christoph Wiesmeier, Jutta und Geri Zauner